Die Büdchentour

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Heute gehts nach Düsseldorf. Der Büdchenblogger Christoph hat sich bereit erklärt, mir einen Einblick in Düsseldorfs Büdchenliebe zu geben.

Doch was haben Büdchen eigentlich mit Entschleunigung zu tun?
Einer meiner Ferienjobs zu Schulzeiten waren – neben Döner verkaufen und Eis ausgeben, auch mal Bier ausschenken. Da stand ich für 9 Mark hinter der Theke unserer einzigen Kneipe im Dorf. Die Männer, welche den feierabendlich Weg dorthin nahmen, kamen oft alleine. Eine Frau sah man eigentlich nie vor der Theke.

Erzählt wurde auch nicht groß. Für mich fühlte es sich so an, als wäre das ihre „Pause“ für den Tag. Weg vom Alltag. Einfach auch mal nichts sagen und die Dinge, die so täglich geschehen sacken lassen.
Ähnlich wie bei einem Büdchen, ein Ort, an dem sich alle Schichten treffen. Bei uns in Frankfurt kenne ich die „Trinkhallen“ oder „Wasserhäusschen“, um eben schnell mal was zu holen. In Düsseldorf hingegen scheinen sie ein Ort des Verweilens, Sich-Treffens, vielleicht sogar der Entschleunigung zu sein.

Unser erstes Büdchen ist das Gesundheitsbüdchen im Dezernat für Personal und Gesundheit Düsseldorf. Wie der Name schon sagt – das ist kein klassisches Büdchen, sondern hier nutzen die Mitarbeiter die rheinische Büdchenkultur, um über wichtige Themen aufzuklären. Eine schöne Idee, wie ich finde. Auf eine Apfelschorle komme ich vorbei und lasse mir das Gesundheitsbüdchen zeigen.

Weiter gehts zu Ökkes, der uns schon einen Parkplatz direkt vor seinem Kulturbüdchen reserviert hat. Ich bekomme direkt eine Blume in der Flasche und eine Schüssel Süßigkeiten für mein fahrendes Büdchen.

Wir richten uns ein und unterhalten uns über das ungewöhnliche Büdchen, dass nicht nur Kaltgetränke und Eis verkauft, sondern sich kulturell einsetzt und eine interessante Geschichte trägt.

Der Besitzer, kurz Ö genannt, erzählt mir von seinem aktuellen Projekt, dass sich dem Erhalt der Gaslaternen in Düsseldorf widmet und einem zukünftigen Projekt, indem er plant Uhren an den Galgen zu hängen. Wir unterhalten uns über Zeit, Musik und die Menschen. Hier seht ihr einen Beitrag zu Ö’s erstem Projekt – die Gitarren am Baum.
Ein ganz faszinierendes Büdchen und sein Besitzer, den ich sicher noch lange in Erinnerung behalten werde.

Mein Fahrer fürs Goggo, Heinz, ist nun auch eingetroffen und es kann weitergehen zum nächsten Büdchen – das Fortuna-Büdchen. Hier kann ich nicht nur Düsseldorf von seiner schönsten Seite sehen, sondern gerate mit meinem Büdchenführer an den Stammtisch einer alt eingesessenen Büdchengruppe. Diese sehr professionell ausgerichteten Büdchenbesucher haben sogar einen Neopren-Anzug für ihre Bierflasche. Im Sommer hälts kalt und im Winter ist es warm an der Hand.

Sie erzählen, dass sie regelmäßig in der Gruppe hierher kommen, und das zu jeder Jahreszeit. Man hat sein Stammbüdchen und kennt auch den Büdchenmann sehr gut. Man kommt her, wenn man Lust hat – nicht wie bei einem Stammtisch, der an einem bestimmten Tag stattfindet. Auch nicht, wenn Fortuna spielt. Denn die können ja nicht spielen, wie mir im allerfeinsten Düsseldorfer Platt erklärt wird.

DiscussionEin Kommentar

  1. Super Artikel Bibi!

    Super Fotos!

    Muss ich mich jetzt auch mal dran setzen.

    Das gute am Thema Entschleunigung: Es darf ja etwas länger dauern;)

    Super Tag und weiterhin gute Reise!

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